Burghardt: Kirchen brauchen einander, um Frucht zu bringen
In einer Rede bei einem ökumenischen Symposium in Ungarn zum biblischen Bild des „Gartens“ sprach LWB-Generalsekretärin Burghardt über die Förderung fruchtbarer Beziehungen zwischen christlichen Kirchen und Gemeinden.

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt hält einen Vortrag zum Thema „Der ökumenische Weinberg: Die Rebe kann aus sich selbst heraus keine Frucht bringen“. Foto: Hajdú D. András © Erzabtei Pannonhalma / Pannonhalmi Főapátság
Generalsekretärin referiert auf internationalem Symposium in Ungarn über „ökumenischen Weinberg“
(LWI) – So wie die Rebe keine Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, müssen christliche Kirchen und Gemeinden mit Christus und der befreienden Botschaft des Evangeliums verbunden bleiben, wenn sie Früchte bringen und wachsen wollen. Das war die Kernbotschaft der Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, in ihrer Ansprache vor Teilnehmenden an einem ökumenischen Symposium in der Erzabtei Pannonhalma in Ungarn.
In ihrer Rede zum Thema „Der ökumenische Weinberg“ betonte die LWB-Generalsekretärin, dass die Einheit aller christlichen Gläubigen, die durch die Taufe bereits verwirklicht sei, auch wenn die Kirchen noch immer getrennt seien, im Leib Christi verankert sei. Wie die Reben an einem Weinstock könnten sich Kirchen „gegenseitig dabei zusehen, wie sie in unterschiedliche Richtungen wachsen“, aber in der Ökumene müsse man sich auf die Wurzel konzentrieren. „Christus ist das Herzstück“, betonte sie, „er ist die Wurzel und das Ziel.“
Burghardt griff auf das Bild der „drei Schwestern“ zurück, das die Ackerbaumethode der kanadischen Mohawk beschreibt, bei der Mais, Bohnen und Kürbis zusammen angebaut werden, weil diese Pflanzen „nur gedeihen, wenn sie nebeneinanderstehen“. Der Mais bietet den Bohnen Halt beim Klettern, die Bohnen stabilisieren den Mais sorgen für fruchtbaren Boden. Der Kürbis macht sich auf der Erde breit, hält die Feuchtigkeit im Boden und das Unkraut klein und schreckt Schädlinge ab – zusammen bilden sie ein widerstandsfähiges, sich selbst tragendes System. Ihre Zusammenarbeit sei nicht nur oberhalb der Erde sichtbar, sondern finde auch „im Boden selbst statt“, betonte Burghardt.
Gemeinsam im Herrn wandeln
Die internationale Tagung am 26. und 27. September mit katholischen, orthodoxen, lutherischen und reformierten Theologie-Fachleuten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begann zunächst mit Vorträgen über Spiritualität, Ekklesiologie, Pastoraltheologie und Dogmatik, Liturgie und Literatur. Im Mittelpunkt stand das Thema „Garten“. Am zweiten Tag fanden Workshops statt, an denen Theologiestudierende von verschiedenen Hochschulen sowie Professorinnen und Professoren aus Ungarn und anderen Ländern teilnahmen. Die Diskussionen befassten sich schwerpunktmäßig mit den ökumenischen Selbstverpflichtungen des LWB. Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender Generalsekretär des LWB für ökumenische Beziehungen, erklärte: „Für alle Beteiligten war es eine Horizonterweiterung, als wir darüber sprachen, was es bedeutet, gemeinsam im Herrn zu wandeln.“
Das Symposium bot auch Gelegenheit für Begegnungen mit Mitgliedern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn (ELKU). LWB-Vizepräsident Bischof Tamas Fabiny und sein Nachfolger im Amt des Oberhaupts der ELKU, Bischof János Szemerei, nahmen gemeinsam mit Studierenden, Mitarbeitenden, Pfarrerinnen und Pfarrern ihrer Kirche ebenfalls an dem Symposium teil. Beide pflegen seit langem einen Dialog und gute Beziehungen mit den Benediktinermönchen von Pannonhalma.
Schon seit dem Mittelalter ist das Kloster in Pannonhalma ein wichtiges Zentrum der christlichen Kultur. Zu dem 996 n. Chr. auf einem Hügel errichteten Klosterkomplex gehören die Erzabtei, eine Schule und eine umfangreiche Bibliothek sowie Weinberge, ein botanischer Garten und eine Sammlung seltener Bäume und Sträucher. Das Motiv des Gartens – verloren, vergessen, wiederentdeckt oder neu erfunden – zieht sich durch die gesamte Heilige Schrift sowie durch das frühchristliche und mittelalterliche Denken. Und auch in der heutigen theologischen, philosophischen und spirituellen Reflexion klingt es weiterhin nach.